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Susanne Gupta / Fluter
Meleğin Düşüşü - Der fallende Engel
Der Befreiungsschlag

zwischen Europa und Orient. Etwas von ihrer ganzen Lebenslust hat der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin in seinem neusten Musikfilm "Crossing the Brigde" eingefangen. Wie anders ist dagegen aber das Bild, das der türkische Filmemacher Semih Kaplanoglu in "Meleğin Düşüşü - Der fallende Engel" beschwört. Seine Protagonistin Zeynep erlebt Istanbul als deprimierend, düster und freudlos. Die junge Frau arbeitet als Zimmermädchen in einem Hotel und führt ein eintöniges, ärmliches Leben. Jeden Abend kommt sie nach Hause, wartet auf ihren Vater und geht dann zu Bett.Kaplanoglu beschreibt die Stadt in dunklen Farben, in den Stimmungen der beiden Hauptpersonen. Im Schatten der Nacht wird Zeynep von ihrem Vater missbraucht, was quälend lange Einstellungen verdeutlichen. Dann gibt es irgendwo in der Stadt noch Selcuk. Auch dieser junge Mann ist ein Gefangener, seine Schuldgefühle erdrücken ihn. Seitdem seine Frau bei einem Autounfall starb, glaubt er, dafür verantwortlich zu sein.

Kaplanoglus erster Kinofilm ist eine sensible Studie über Menschen in der anonymen Großstadt, die an Einsamkeit, kaputten Beziehungen und Sprachlosigkeit leiden. Daher ist er auch extrem wortkarg. Die Story selbst, die Zeitschleifen hat, mal vorwärts, mal rückwärts läuft, ist schnell erzählt. Es ist eher die intensive und mysteriöse Atmosphäre, mit der der 38-jährige Regisseur den Zuschauer fesseln kann. Rätselhaft bleibt auch der Titel. Spielt "Der fallende Engel" auf die gefallenen Söhne Gottes an? Diese hatten gegen Gottes Willen gehandelt und ihre Frauen zu unsittlichem Verhalten angetrieben, worauf die ganze Menschheit der Sünde verfiel. Die Verführungskraft/Sexualität der Frau, die in der religiösen Geschichte eine Ursache des Verfalls ist, deutet Semih Kaplanoglu neu. Zeynep erhält zufällig einen Koffer mit verführerischen Kleidern und Unterwäsche, die der Frau Selcuks gehörten. Plötzlich entdeckt sie ihre eigene Sexualität und holt zum radikalen Befreiungsschlag aus. Susanne Gupta(Meleğin Düşüşü) Türkei, Griechenland 2004, Regie: Semih Kaplanoğlu, Buch: Semih Kaplanoğlu, Leyla Ipekçi, Uygar Asan, mit Tülin Özen, Budak Akalin, Musa Karagöz, Engin Doğan, Yeşim Ceren Bozoğlu, Özlem Turhal, OmU, Kinostart: 23. Juni 2005 bei Freunde der deutschen Kinemathek Foto: Verleih